Das Jahr 2020 in drei Worten: ALLES, AUSSER – GEWÖHNLICH!

Es ist der 1. Januar 2020 um 01:25 Uhr. Nach der Silvesterparty wollen wir von Münster zurück nach Hause fahren. Für gewöhnlich brauchen wir nur 35 Minuten. Doch dieses mal ist alles anders. Es wird über zwei Stunden dauern bis wir gesund und unversehrt in unserem trauten Heim ankommen. Warum? Dicker Nebel! Sichtweite bis zur Kühlerhaube (sic!) unseres Autos. Eigentlich total bekloppt zu fahren, doch der Wunsch im eigenen Bett zu schlafen ist größer. Ich sag zu meinem Liebsten:“Was das wohl für ein Jahr wird, wenn es schon so beginnt, dass wir nicht sehen können, was vor uns ist?!“
Und ihr alle habt dieses verrückte Jahr erlebt. Wir konnten alle zeitweise nicht sehen was kommt.

„Und immer wenn ein Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl.“

Noch nie hat dieser Spruch so gut gepasst, wie zum Jahr 2020. 
Meine Pläne für dieses Jahr waren nicht YouTuberin zu werden, Videos zu drehen, online zu unterrichten oder mit knapp fünf Monaten Berufsverbot klar zu kommen. Eigentlich wollte ich mein Yogaangebot ausbauen und stabilisieren. Das hat auch geklappt, nur eben ganz anders als ich es mir vorgestellt habe.
Im Frühjahr ist mir bewusst geworden, wie wenig dienlich es ist, Erwartungen und Vorstellungen zu haben. Ich orakelte wochenlang herum, wann Corona wohl vorbei ist und wie ich dann weiter machen kann. Heute amüsiert es mich, dass ich dachte, Corona könnte vorbei sein und wir kehren zu unseren Gewohnheiten zurück. Ich möchte hier nicht schwarzmalen, ganz im Gegenteil. Es ist gut, dass wir mehrmals die Gelegenheit hatten, unsere Gewohnheiten zu überdenken. In meinem Blog „von Höhen und Tiefen“ schrieb ich zu diesem Thema bereits einiges.

 Doch warum ist es dann so schwer, keine Pläne zu schmieden, keine Erwartungen zu haben. Warum erfordert es so viel Disziplin nicht zu bewerten und nicht zu be/verurteilen? Ganz einfach, unser Verstand funktioniert nun einmal so. Das ist seine Aufgabe und darin ist unser Verstand richtig gut. Dieses Bewerten hat uns zu Urzeiten das Überleben gesichert. In Bruchteilen mußte unser Verstand checken, ob eine Situation lebensgefährlich ist oder nicht. Seitdem ich das verstanden habe, kann ich dieses sehr menschliche Verhalten besser annehmen.
Heute benötigen wir diese Fähigkeit nur noch selten und dann passiert folgendes. Sobald unser Verstand im Grundzustand ist, langweilt er sich. Er beginnt Probleme zu kreieren. Entweder aus der Vergangenheit, nach dem Motto, „Was hast du denn wieder Blödes gemacht?“ oder er konstruiert ein Szenario in der Zukunft, mit allen möglichen Problemen, die auftauchen könnten, um sie dann zu lösen. Gerne macht er das Nachts um 2 Uhr und hält uns vom schlafen ab oder wir schalten in routinierten Abläufen auf Autopilot. Dann ist unser Verstand im Grundzustand und wir wandern mit unseren Gedanken.

Wie oft am Tag bist du gedanklich in der Vergangenheit oder in der Zukunft? Und wie oft bist du tatsächlich im gegenwärtigen Moment?
Ich beobachte mich oft selber, wie ich etwas tue und mit meinen Gedanken ganz woanders bin. Das zu bemerken ist der erste Schritt. Denn wenn wir es bemerken, können wir uns in den gegenwärtigen Moment zurückholen, dorthin, wo wir gerade physisch sind. Warum ist das wichtig? Die Antwort ist ganz einfach. Nur das JETZT existiert. Die Vergangenheit ist unwiderruflich vorbei und die Zukunft existiert noch nicht, sondern wird in unserer Vorstellung konstruiert. Und die Erfahrung zeigt, sie ist oft anders, als gedacht (Stichwort 2020). Natürlich ist es wichtig, einen Plan zu machen, wenn ich z.B. einen Raum renovieren möchte, was bei mir dieses Jahr der Fall war. Denn es gibt oft einen Zeitrahmen oder Materialien, die benötigt werden. So etwas planen kann unser Verstand ganz wunderbar und dafür brauchen wir ihn auch. Doch das macht eigentlich nur 10% des Alltags aus. Die restliche Zeit hat unser Verstand nichts zu tun. Und das mag er nicht. Er möchte beschäftigt sein. Daher macht er sich Gedanken und uns „verrückt“. „Was ist, wenn dieses oder jenes eintritt?“ „Du musst noch dies oder das erledigen?“ Diese Aktivität unseres Verstandes ist wenig dienlich, denn sie löst unbemerkt Stress aus, da wir unterschwellig immer in „Hab acht!“ – Stellung sind und den Eindruck haben, nie fertig zu werden. Wir kommen nicht mehr zur Ruhe.
Das war und ist ein großes Thema, mit dem ich mich in diesem Jahr sehr viel auseinander gesetzt habe. Es führte dazu, dass ich mich noch mehr mit Meditation und Pranayama beschäftigte.
Der yogische Weg hat ein klares Ziel: das Zur-Ruhe-Kommen der dauernd sich verändernden mentalen Muster (yogash chitta-vritti-nirodhah, Patanjali, Yogasutra 1.2). Die Asanas bereiten unseren Körper auf Pranayama vor. Pranayama bereitet uns auf die Meditation vor. Meditation bereitet unseren Geist auf Frieden vor. 

Das ist es, was ich mit euch teilen möchte und was ich mit euch kreieren will. 



Freude und Frieden!



Und der Frieden im Aussen beginnt mit dem Frieden im Inneren. 


Ich lasse das Jahr 2020 mit dankbaren Gedanken ausklingen, um freudig und friedvoll in das Jahr 2021 zu starten.



Schön, dass du dabei bist!