Seit einer Woche biete ich wieder Präsenzunterricht an. Und ehrlich gesagt war ich sehr aufgeregt. Mich bewegten so viele Gedanken, dass mir der Kopf schwirrte. Wer wird wohl wiederkommen? Wie wird es mit den aktuellen Vorgaben sein? Wie werden euch die neuen Räume gefallen? Wie werden mir die neuen Räume gefallen? Wie viele SchülerInnen dürfen in den jeweiligen Raum? usw.  Die vergangen zwei Wochen hatte ich viel zu organisieren und zu planen. Ich schrieb Emails, tätigte Anrufe, überarbeitete Listen, mein Preiskonzept, meine Homepage… Und dann war es soweit. Die erste „life“ Yogastunde seit dem 12.3.2020.
Nun blicke ich auf elf Wochen zurück, in denen einiges geschehen ist. Vieles davon gab es bisher nicht einmal in meiner Vorstellung. Mich erstaunt immer wieder aufs Neue, wie anpassungsfähig wir doch alle sind. Corona war das beherrschende Thema. Mein Alltag, wie ich ihn kannte, gab es nicht mehr. Ich  musste heraus aus meiner so genannten Komfortzone und das gefiel mir gar nicht. Kennst du das? Es läuft gerade alles ziemlich gut (so dachte ich) und rumms, ist auf einmal alles anders. Interesannterweise war gar nicht so viel anders. Ich war ja noch immer dieselbe. Natürlich konnte ich meiner Berufung und Leidenschaft des Unterrichtens von Yoga nicht mehr nach gehen und das löste einiges in mir aus. Von Verwirrung über Verzweifelung bis hin zur Orientierungslosigkeit war alles dabei. Ich war wie in einer Schockstarre und wußte nicht, was ich tun sollte. Dieses Jahr wollte ich mich doch so richtig etablieren als Yogalehrerin, die Auslastung meiner Yogakurse sollte sich stabilisieren und ich hatte einige Fortbildungen geplant. Da saß ich nun Mitte März in meinem Garten und wußte gar nichts mehr, zumindest dachte ich das. Mein Körper entschied dann erst einmal, dass ich in Ruhe krank sein könnte (kein Corona 😉 ). Als ich mich nach einer Woche langsam erholte, spürte ich deutlich, dass ich mit euch gerne in Kontakt sein möchte. Mir wurde klar, es geht gerade allen so wie mir. Ich weiß um die wunderbaren und heilsamen Techniken des Yoga und konnte auf sie zurückgreifen. Doch diese Möglichkeit war nun den meisten von euch nicht zugänglich. Daher entschied ich mich, Yogavideos zu drehen und sie euch anzubieten. An dieser Stelle möchte ich mich von ganzem Herzen bei euch bedanken für die wunderbaren Rückmeldungen zu den Videos und auch für die finanzielle Unterstützung, die ich von euch erhalten habe. Mir ist so viel Großzügigkeit, Wertschätzung und Dankbarkeit begegnet. Das hat mich bestärkt, weiterhin in allen Situationen des Lebens die Chancen sehen zu können. Ich lernte Videos aufzunehmen, die meinen eigenen Ansprüchen gerecht wurden, sie am Computer zu bearbeiten und einen YouTube Kanal einzurichten. Immer wieder beschlich mich der Gedanke, ich könne ja auch online unterrichten. Doch in mir waren so viele Widerstände, dass ich diesen Gedanken wieder beiseite schob. Doch er ließ nicht locker und ich stellte mich auch dieser Herausforderung. Ich schaffte Platz in meinem Haus (mein Bett steht jetzt auf dem Balkon), besorgte mir eine gute Webcam (zu der Zeit das neue Klopapier), arbeitete mich in Zoom ein und machte einige Probedurchläufe mit Freunden. Und was soll ich euch sagen, mir machte das online unterrichten sofort Spaß. Ich sah euch, eure Haustiere, Babys, Kinder und Partner (mussten bei den Einstellungen helfen 🙂 ). Das fühlte sich großartig an. Ich fühlte mich verbunden. Ich durfte zu euch nach Hause kommen. Dieses Vertrauen hat mich zutiefst berührt. Und wieder fühlte ich mich reich beschenkt.
In den vergangen elf Wochen bin ich durch Höhen und Tiefen gegangen, habe so viel Neues gelernt und erfahren. Doch vor allem hatte ich Zeit. Anders ausgedrückt, ich habe mir erlaubt mich in meinem Tempo zu bewegen und mir für mich und meine Liebsten Zeit zu nehmen. Ich meditierte, praktizierte, strickte (meine Strickjacke ist fertig), kochte, pflanzte, bildete mich fort, ging spazieren und genoss die Zeit in unserem Garten, der sich jedes Jahr aufs Neue durch die Hände meines Mannes in ein grünes Paradies verwandelt. Mittlerweile sind die Temperaturen so angenehm, dass ich nachts draußen schlafe. Wer hätte das gedacht…?